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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Wolters, Paul: Tyro
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0071
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TYRO
Hierzu Tafel 2.
Es ist auffällig, wie geringe Spuren die Sage von Tyro und ihren Söhnen
Pelias und Neleus in der bildenden Kunst zurückgelassen hat1, und fast noch merk-
würdiger, dafs die erhaltenen Denkmäler sämtlich der etruskischen Kunst angehören.
Denn Jahn’s Deutung eines rotfigurigen Vasenbildes auf die von Pelias verfolgte
Sidero (Welcher, A. D. III S. 138) ist nichts weniger als sicher, und so bleibt zu-
nächst das kyzikenische Epigramm (Anthologie III, 9) die einzige unmittelbare,
allerdings in Folge der starken Verderbnifs sehr schwache Spur einer griechischen
aus diesem Sagenkreise entlehnten Darstellung. Mittelbar besitzen wir allerdings
durch die etruskischen Nachahmungen von solchen Werken Kunde, deren nahe
Beziehung zur attischen Tragödie Engelmann in dieser Zeitschrift V S. 171 auf-
gedeckt hat, indem er zugleich durch glückliche Erklärung die spärlichen Denkmäler
dieses Mythos um ein neues vermehrte. Es ist unter diesen Umständen von Inter-
esse, die Tupdj euTTOcxspsia einmal von einem griechischen Handwerker dargestellt zu
finden.
Die auf Tafel 2 in zwei Ansichten abgebildete Terrakotte befindet sich in
der Sammlung der griechischen archäologischen Gesellschaft (Mopcpai TtvjXtvat 1698);
eine Beschreibung derselben hat Koepp in den Athen. Mittheilungen X S. 173
gegeben. Es ist eine etwa 18 cm hohe Gruppe, eine auf Felsen sitzende Frau, zu
deren Ftifsen zwei Kinder in ihrem Bettchen liegen, aus nicht sehr feinem, rötlich-
gelbem Thon, der an manchen Stellen abgerieben ist und hier stumpf, wie sandig,
erscheint. Die Arbeit ist nicht fein; manche Teile, wie z. B. die freien Falten um
die Ftifse der Sitzenden, scheinen nur mit der Hand geformt. Die Figur der Frau
ist ganz geschlossen, der Fels, auf dem sie sitzt, hinten offen. Als Fundort wird
Tanagra angegeben, und das Aussehn der Terrakotte stimmt zu dieser Angabe
durchaus.
Farben sind, aufser dem die ganze Terrakotte überziehenden Weifs, folgende
erhalten: reichliche Reste eines ziemlich hellen Blau am Boden, Spuren derselben
oder einer etwas dunkleren Farbe am Felsen, unterhalb des rechten Fufses der
sitzenden Frau am Boden ein paar kleine braunrote Flecken, die zufällig sein wer-
den. Das Bettchen der Kinder ist dunkelgelb gefärbt, die Gewänder des Kindes
links rosa, ebenso die spitze Mütze desjenigen rechts. Am Gewand und Körper
der Frau ist aufser Weifs keine Farbe zu sehen, nur die herabfallenden Focken
sind rotbraun gefärbt.
]) Vgl. O. Jahn, Arch. Aufsätze S. 147. Arch. Zeitung 1853 S. 126. E. Gerhard, Etruskische
Spiegel V S. 111 (Körte).

Jahrbuch des archäologischen Instituts VI.

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